Kontemplation

 

 Ziel der Kontemplation:  Mit den Augen Gottes sehen und mit dem Herzen Gottes lieben

Kontemplation (lat.complatio) meint im Wortsinn: Schauen der Mysterien Gottes (Beschauung)

 Definition:

 „Frei geschenkte Selbstmitteilung Gottes und das dadurch bedingte absichtslose Verweilen in seiner Gegenwart.“

„Schweigendes, absichtsloses Offenwerden für Gottes Gegenwart“

„Schau Gottes als des Grundes der geschaffenen Wirklichkeit.“

 

Aktiv (Apostolat)  und Passiv (Kontemplation - ein Geschenk, nicht machbar, mit Glückserfahrung verbunden)

 

> Ein ungeteiltes Sich-Vertiefen (Versenken)<

 

Durch Askese sich disponieren, also vorbereiten, das dann zur Kontemplation hinführt.

Da sind Werke der Liebe, Losschälung, Verzicht, Zurückgezogenheit gemeint.

Also die Grundvoraussetzungen  für die Kontemplation sind Selbsterkenntnis, Demut, Loslassen und Liebe.

 

Letztendlich ist dieser Weg, ein Weg der Bewusstseinserweiterung.

In östlichen Meditationsmethoden (Zen) wird dies als Weg der Erleuchtung bezeichnet.

 

Die kontemplative Dimension des karmelitanischen Lebens ermöglicht es, die Spuren der Gegenwart Gottes zu erkennen und verpflichtet uns, den Heilsplan Gottes für die Welt zu verwirklichen. Befähigung zur Erkenntnis der eigenen Zerbrechlichkeit, Schwäche und Armut, mit einem Wort, der Nichtigkeit der menschlichen Natur:

Alles ist Gnade und schafft dadurch Solidarität mit Armen, Unterdrückten, sozial Schwachen etc.

 

Titus Brandsma (Karmelit + 1942 Dachau)

„Die wahren Jünger des Karmel sollen in hohem Maße in sich gekehrt sein, um in den innersten Tiefen ihrer Seele Gott zu finden und ihm zu begegnen. Dort kommt Gott ihnen entgegen. Er wird größer durch die Betrachtungen, die sie ihm widmen., durch die Liebe, die sie ihm schenken. Er wächst in der tiefsten Verborgenheit ihres Wesens, bis sie Ihn nicht mehr verbergen können und bis Er selbst auch nicht länger verborgen bleiben will.

Im innersten, tiefsten und wesentlichsten Teil unseres Ich ist Gott das Sein unseres Seins, das Leben unseres Lebens, der Grund unserer Existenz und alles dessen, was wir tun und fähig sind zu tun. Gott ist dort wie ein Funke unserer Seele. Er hat in uns ein Feuer entzündet, das Licht und Wärme gibt – ein Feuer, das hoch aufflammen muss.“

 

Die Spiritualitätsgeschichte macht deutlich, dass der Mensch grundsätzlich in der Versuchung steht, sich Gottes zu bemächtigen, ihn durch Techniken, Vorstellungen, Übungen erreichen oder beeinflussen zu können. Demgegenüber nun gehört es zur Pädagogik Gottes sich zu entziehen, um deutlich zu machen, dass diese Praktiken in die Irre laufen müssen, um seine Freiheit und Souveränität zu sichern, einmal menschlich gesprochen.

Und diesen Rückzug Gottes bezeichnen die Mystiker als „dunkle Nacht“  .

Johannes vom Kreuz schrieb darüber eines seiner bedeutendsten Werke.

 

Edith Stein (Karmelitin + 1942 Auschwitz, Wege der Gotteserkenntnis)

Man fühlt sich im Innersten von Ihm, dem Gegenwärtigen berührt. Das ist es, was wir Gotteserfahrung im eigentlichsten Sinn nennen. Sie ist der Kern allen mystischen Erlebens, die Begegnung mit Gott von Person zu Person.

 

Erst durch die wachsende Erkenntnis Gottes als Liebe wird der Mensch auch seinerseits fähig. Gott zu lieben und sich auf einen Prozess der Umformung einzulassen.

 

Das Vertrauen, geliebt zu sein ist das Wesen des inneren Betens.      „Aufschauen zu dem, der uns liebt.“

Bei Teresa von Avila beginnt in der 4.Wohnung der Seelenburg das Gebet der Ruhe und somit die eigentliche Kontemplation. Das Gebet der Ruhe fesselt also liebevoll den Willen, es ist „ein Fünklein der wahren Liebe Gottes, die der Herr in der Seele zu entzünden beginnt“, „ein Unterpfand, das Gott der Seele als ein Zeichen gibt, dass er sie nun zu großen Dingen auserwählt, wenn sie sich dafür bereitet.“ 

 

Das Verlangen nach der göttlichen Liebe lässt uns betrachten, die gewonnene Liebe, aber lässt uns beschauen.

Denn durch die Liebe finden wir eine so beglückende Seligkeit in dem, den wir lieben, dass wir uns an ihm nicht satt sehen können.

 

Thomas von Aquin (Dominikaner, Kirchenlehrer)

Simplex intuitus veritatis, sub influxu amoris

 

  

     Ein einfaches Schauen auf die Wahrheit, unter Einfluss der Liebe

  

      Von der Betrachtung (Meditation)  zur Beschauung (Kontemplation) durch das Wachsen der Liebe.

  

Beten = Lieben            Umkehrschluss  Lieben = Beten

  

Literaturhinweis:  Maria-Eugen Grialou OCD „Ich will Gott schauen“ – Die teresianische Spiritualität

 


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